Antrittsrede von Bürgermeister Dr. Marius Hahn

Sehr geehrter Herr Stadtverordnetenvorsteher,
sehr geehrter Herr Regierungspräsident,
sehr geehrter Herr Erster Kreisbeigeordneter,
sehr geehrte Stadtverordnete,
liebe Kolleginnen und Kollegen des Magistrates,
sehr verehrte Gäste,

es ist mir eine große Ehre und Verpflichtung zugleich, Bürgermeister meiner wunderschönen Heimatstadt Limburg an der Lahn zu sein. Und tatsächlich erfüllt es mich mit Stolz, dass nach knapp 140 Jahren wieder ein gebürtiger Limburger seiner Stadt als Bürgermeister dienen darf (vor mir war es letztmals Andreas Schlitt im Jahre 1878). Es ist mir aber auch eine große Ehre, dass gleich drei meiner Vorgänger den Weg hier in die Stadthalle gefunden haben – Sehr geehrte Herren Dr. Rüdiger, Arnold und Richard, als neuer erster Bürger dieser Stadt darf ich Ihnen herzlich für alles danken, was Sie für diese Stadt getan haben!

Insbesondere dem scheidenden Bürgermeister Martin Richard darf ich für die letzten 18 Jahre guter Arbeit für unsere Stadt danken. Herausgreifen will ich Ihre erfolgreiche Ansiedlungspolitik. Ich will an diese Politik nahtlos anknüpfen und mich gerne in die Linie meiner Vorgänger und deren erfolgreicher Politik einreihen. Gute Ansiedlungspolitik ist die beste Sozialpolitik, sie schafft neue Arbeitsplätze!

Ein kleiner Blick in die Vergangenheit soll zeigen, warum ich schon sehr früh gerne mit meinem Vater als Kind in das Rathaus gegangen bin und ich schließlich das Berufsziel hatte, Bürgermeister zu werden: Sehr prägend für mich war als Kind die Restaurierung eines Fachwerkhauses in der Altstadt im „Sack“. Ich habe dort nicht nur die Altstadt kennen- und lieben gelernt. Mein Vater hatte mich immer auf die Baustelle mitgenommen und so war es auch nur folgerichtig, dass auch ich mit großer Begeisterung an dem Haus mit dem Putzbeil gewirkt habe.
Eine gute Schule für einen, der sonst die Schulbank drückt. In den Arbeitspausen bin ich dann gerne zu den Gerings in den Feinkostladen gelaufen und habe mir Süßigkeiten gekauft und erlebte, dass die Gemeinschaft in der Altstadt wie eine Familie war. Ich habe ferner mit Erstaunen in den späten siebziger und frühen achtziger Jahren erlebt, wie schnell zupackende Limburger die Altstadt zu einem Schmuckkästchen gemacht haben. Die tolle Gemeinschaft hatte sich auch schnell beim Feiern gezeigt: Das Altstadtfest war der richtige Rahmen hierfür. Als Kind war mir damals schon klar: Es lohnt sich, für unsere wunderschöne Stadt einzusetzen und wichtig ist, dass sich hierfür viele gleichgesinnte, überzeugte Mitstreiter finden. Wichtig ist aber auch, dass einer die ganze Sache koordiniert und die Stadtpolitik in die richtige Richtung lenkt. Josef Kohlmaier hat das damals aus meiner Sicht als Kind hervorragend gemacht. Er war nicht nur ambitioniert, er konnte die Menschen auch begeistern und mitnehmen.

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Ich erinnere ich mich auch noch lebhaft an eine andere Erfahrung aus meiner Kindheit: Damals in den Zeiten vor G8 war gottlob noch genügend Zeit, nach den hastig runtergeschriebenen Hausaufgaben ausgiebig Fußball zu spielen. Unser Platz befand sich neben dem Spielplatz am Schafsberg und war die reinste Hoppelpiste. Das machte uns nichts aus, jedoch wünschten wir für unsere Fußballkünste dringend ein Tor (die hastig links und rechts hingelegten Steine führten in Zeiten vor der digitalen Torlinientechnik für zu viele Diskussionen unter uns Heißspornen). Also ging ich zu meinem Vater und fragte ihn, ob er als Kommunalpolitiker nicht auch mal etwas für die jüngere Bevölkerung tun könne. Von seiner Antwort war ich überrascht. Er sagte: „Schreibt doch einfach einen Antrag an den Bürgermeister“. Gesagt, getan: Wir Steppkes setzten uns zusammen, schrieben einen Brief mit unserem Begehr an den Bürgermeister und warteten gespannt ab, was passiert. Wenige Tage später stand zu unserer großen Freude ein Tor, welches wir gebührend einweihten.

Wir waren sofort von der schnellen, unkomplizierten Politik im Rathaus begeistert und ich erinnere mich noch heute gerne an die tollen Fußballspiele am Schafsberg!
„Limburg ist eine alte Stadt, die bei vielen Besuchern wegen ihrer Altstadt und ihres Domes als ein Museum betrachtet wird. Das darf nicht sein. Man muss sich daher bemühen, zu vermeiden, daß die Entwicklung an Limburg vorübergeht. Überall ist eines der dringendsten Probleme die Lösung der schwierigen Verkehrssituation. Man muss auch in einer alten Stadt wie Limburg den Mut zu Neuem haben.“  – Zitat Ende.

Diese Worte, denen an Aktualität nichts fehlt,  sind 55 Jahre alt und sind der Antrittsrede von Franz-Joseph Ebbert entliehen. Limburg hat sehr, sehr viel Potential, davon bin ich überzeugt. Mein Motto lautet daher: Limburg, klein aber fein zwischen Frankfurt und Köln. Limburg beherbergt sehr innovative, erfolgreiche Firmen, aber ich bin überzeugt, im ICE-Gebiet ginge noch mehr. Limburg ist ein Bildungsstandort, der weit ins Umland ausstrahlt. Ich bin aber der Meinung, eine Hochschule würde das Bildungsangebot noch anreichern und würde der Jugend eine Perspektive vor Ort bieten. Aus der Kooperation der ansässigen Firmen mit einer Hochschule würden sich unsere Stadt weitere, ungeahnte Perspektiven für alle Seiten entstehen.  Dafür will ich mich einsetzen.
Eine weitere Herausforderung wird sicherlich die Entwicklung der Innen- und Altstadt samt Neumarkt sein. Da liegt mir die Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger am Herzen.

„Mein Arbeitsprogramm wird auf das Wohl der Stadt und aller seiner Bürger ausgerichtet sein. Ich werde versuchen, allen berechtigten Wünschen Rechnung zu tragen. Ich werde mich bemühen, ein ehrlicher Mittler zwischen Bürgern, Gruppen und Institutionen zu sein. Das Gemeinsame, verbindende, das Menschliche hat im Vordergrund zu stehen.“ Auch hier sehr aktuelle, noch immer zutreffende Sätze, die ich der Antrittsrede von Joseph Kohlmaier entnommen habe.

Ein wichtiger Schritt hin zum Bürger wird auch die Etablierung eines Bürgerbüros sein, wie es schon viele Kommunen sehr erfolgreich betreiben. Nur so können wir unserem Anspruch im Rathaus gerecht werden, ein moderner Dienstleister zu sein. Ich will nah bei den Menschen sein – in Limburg und in allen Stadtteilen. Ich setze dabei auf eine enge Kooperation mit den Ortsbeiräten und Ortsvorstehern und werde die Information aller Bürgerinnen und Bürger intensivieren. Zumindest eine jährliche Bürgerversammlung in Limburg und allen Ortsteilen ist mein Ziel.  Auf die Frage eines Firmenchefs aus Limburg, wo ich denn arbeite, antwortete ich folgendermaßen: Ich werde ab dem zweiten Dezember ein erfolgreiches mittelständisches Dienstleistungsunternehmen mit sehr vielen Abteilungen leiten, das sehr viele, aktive und anspruchsvolle Kunden hat. Auf die interessierte Nachfrage, wo das denn sei, antwortete ich: Im Rathaus. Mein Ziel ist es, bald nicht mehr in erstaunte Gesichter zu blicken. Ich betrachte meinen Job in Anlehnung an mein Vorbild Helmut Schmidt als leitender Angestellter der Limburg GmbH. Und dabei weiß ich, dass ich auf eine sehr gute,  leistungsfähige Verwaltung bauen kann – auf gute Zusammenarbeit!

Als ich in den Wahlkampf startete, wusste ich nicht, dass ein Thema wahrscheinlich unsere größte Herausforderung für die nächsten Jahre sein wird: Die Aufnahme und Integration der vielen Flüchtlinge. Mir hat ein Satz des neuen Regierungspräsidenten sehr imponiert: Vergessen wir bei alledem nicht, dass es Menschen sind, die zu uns kommen. Der Mensch soll im Mittelpunkt meiner Politik zum Wohle unserer Stadt stehen: „Dem sozialen Bereich wird stets ein besonderes Augenmerk des neuen Bürgermeisters gehören. Dies betrifft insbesondere die Unterstützung von behinderten, älteren und kranken Menschen, sowie von bedürftigen kinderreichen Familien und Selbsthilfegruppen. Die Kirchen, Vereine und mobilen Hilfsdienste, die in diesem Sinne tätig sind, werden die Unterstützung durch die Stadt finden“.

Ich habe den Worten aus der Antrittsrede von Dr. Wolfgang Rüdiger vor dreißig Jahren (wie doch die Zeit vergeht….) nichts hinzuzufügen. Nur gemeinsam werden wir der größten gesellschaftspolitischen Herausforderung seit sehr langer Zeit, der Integration hilfsbedürftiger Menschen aus Kriegs- und Krisenregionen, begegnen können. Aber es wird uns in Limburg gemeinsam gelingen! Davon bin ich überzeugt. Bereits jetzt beteiligen sich zahlreiche Limburger in der Flüchtlingshilfe und schaffen einen bedeutenden Beitrag zur Willkommenskultur. Ich danke allen ehren- und hauptamtlichen Helfern von Herzen für ihren wertvollen Einsatz, der überregional als mustergültig gilt. Ich bin ferner dankbar, dass wir in Limburg eine sehr intakte, bunte Vereinslandschaft haben, die es zu pflegen gilt. Die Stadt und der Bürgermeister werden ein starker Partner sein, wohlwissend, dass in unserer heutigen zunehmend individualisierten Gesellschaft das Vereinsleben immer wichtiger sein wird – Kameradschaft und Solidarität lassen sich nicht digitalisieren!

Ich will alles in meiner Kraft stehende dazu beitragen, dass uns diese große Integrationsherausforderung gelingt! Dabei dürfen wir aber nicht andere hilfsbedürftige Mitbürgerinnen und Mitbürger vergessen, auch sie müssen auf die bestmögliche Unterstützung der Stadt zählen können!

Etwas liegt mir dabei sehr am Herzen: Alle, die unser Wertesystem respektieren, die unsere Gesetze und die demokratisch-freiheitliche Grundordnung achten, sind in unserer Gemeinschaft herzlich willkommen. Nur so kann ein von Respekt und Gemeinsinn geprägtes Miteinander gelingen und das werde ich auch einfordern. Ein sehr gutes Zeichen ist für mich, dass es seit langer Zeit wieder gelungen ist, in Limburg einen Ausländerbeirat zu etablieren. Ich will gerne Moderator sein und lade alle ausländischen Mitbürgerinnen und Mitbürger herzlich ein, sich an der Politik zu beteiligen und die Interessen im Sinne des Ganzen wahrzunehmen.  

Wie schon auf meinen Wahlplakaten zu lesen war: Ich werde der Bürgermeister aller Limburger sein und das nehme ich sehr ernst! Ich will über weltanschauliche und Parteigrenzen hinweg eine gute Politik zum Wohle aller Bürgerinnen und Bürger machen  – ohne Ansehen von Herkunft, Religion oder Beruf. Ich will, getreu dem Wunsch meines Vaters Erich Hahn an Bürgermeister Dr. Wolfgang Rüdiger ein ehrlicher Makler für die zukünftige Arbeit im Parlament sein und will Positionen anstreben, die alle Fraktionen im Rathaus teilen und unterstützen können. Meine Tür steht jeder Fraktion offen – gerne besuche ich auch alle Fraktionen.

Für die zahlreichen Vorhaben braucht man aber einen Kompass: „Nur wer weiß, wohin er geht, kann prüfen, ob er richtig geht und gegebenenfalls die Richtung korrigieren“, wie Peter Arnold in seiner Antrittsrede sehr treffend formulierte.

Ich habe durchaus das Selbstvertrauen zu sagen, dass die eben erwähnten Vorhaben wie Ansiedlung einer Hochschule, Förderung von Bürgerbeteiligung und Bürgerinformation und die Etablierung eines Bürgerbüros der richtige Weg für unsere Stadt sein werden. Das „Ob“ steht nicht in Frage, für das „Wie“ lade ich alle Bürgerinnen und Bürger – allen voran in den politischen Gremien- auf, sich einzubringen!

Da für mich die Kommunalpolitik nicht eine Wissenschaft im Elfenbeinturm ist, will ich diese gerne mit den Worten meines Vorgängers Martin Richard ehrlich und realistisch betreiben.
Haushaltspolitische Experimente wird es mit mir nicht geben! Eine solide Finanzpolitik wird die oberste Leitlinie meines politischen Handelns sein. Trotzdem braucht die Stadt dringend Investitionen in ihre Zukunft – wir haben mit der Sanierung der Bürgerhäuser angefangen und ich will diese Investitionen in unsere Infrastruktur weiterführen. Wohl wissend, dass Limburg zukunftsfähig gemacht werden muss. Ein Beispiel: Schöne Grünanlagen sind mittlerweile ein harter Standortfaktor und wie wir alle gemeinsam feststellen konnten, bedürfen unsere Grünanlagen einer besseren Pflege. Hier wird Geld investiert werden müssen. Allerdings zähle ich auch auf eine aktive Bürgerschaft, die sich bei der Verschönerung der Stadt und aller Stadtteile aktiv einbringt. Ich will hier mit gutem Beispiel vorangehen und werde mich im kommenden Jahr wieder am Frühjahrsputz beteiligen. Auch das Thema bezahlbarer Wohnraum wird in den kommenden Jahren durch den Zuzug vieler neuer Bürger ein sehr bestimmendes sein. Auch hier müssen wir in Limburg Antworten finden, die nicht zum Nulltarif zu haben sein werden. Ich könnte jetzt noch sehr viele Themen ansprechen, die mir wichtig sind und die wir künftig angehen müssen – das würde jedoch den Rahmen der Rede sprengen. Fest steht nur: Es gibt viel zu tun – packen wir es an!
Zu Realismus gehört aber auch, dass wir uns auf unsere Stärken besinnen. Viele auswärtige Besucher sagen mir, dass wir wahrscheinlich manchmal gar nicht wüssten, welch schöne und starke Stadt mit einer exzellenten Infrastruktur wir hätten. Machen wir uns diese Qualitäten unserer Stadt bewusst und blicken hoffnungsvoll in die Zukunft. Es lohnt sich, für diese tolle Stadt einzusetzen und ich will alle dazu einladen, daran mitzuwirken!

Allen voran will ich mich mit ganzer Kraft und mit Gottes Hilfe für unsere Stadt einsetzen!

-Es gilt das gesprochene Wort-

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